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Ein Jahr nach dem Erdbeben in Nepal im April 2015, vier Monate nach Baubeginn im Januar 2016, ist der Schulneubau Bhorle / Langtang / Nepal fertiggestellt und seit dem 15.5.2016 in Betrieb.

Planungs-, Bau- und Genehmigungskosten, Löhne, Inventar und technische Ausrüstung:

91.554€ - Gespendet von Spendern sowie Stiftungen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich.

Von den Spenden wurden fünf Klassenzimmer für 85 Kinder, ein Lehrerzimmer, ein befestigter Schulhof, der auch für Dorfveranstaltungen genutzt werden wird, zwei Toiletten, eine Dusche und zwei Wasserstellen errichtet. Das Gebäude ist von dem Schweizer Verein EcoSur, unter Leitung von Professor Dr. Kurt Rhyner, nach internationalen Standards erdbebensicher geplant und in den ersten acht Wochen von EcoSur Ing. Moncho Gonzales vor Ort betreut worden. Es wurde im landestypischen, regionalen Stil gebaut. Hierbei konnten zahlreiche neue Erkenntnisse, vor allem bezüglich Erdbebensicherheit, umgesetzt werden.

Ebenso konnte ein neues Verständnis hinsichtlich pädagogischer Arbeit vermittelt werden, soweit dies in Nepal akzeptiert werden kann. Hierzu zählt, dass Tische und Bänke nicht mehr fest miteinander verbunden sind. Das bedeutet, die Kinder können individueller den Abstand zwischen Bank und Tisch bestimmen, die Möbel ermöglichen zum ersten Mal Gruppenunterricht, sie ermöglichen Unterricht im Freien, sie können für Veranstaltungen genutzt werden. Die Kindergartenklasse ist mit einem strapazierfähigen Teppich ausgestattet. Die kleinen Kinder können so auf dem Boden sitzend, wie sie es von zu Hause gewohnt sind, am Unterricht teilnehmen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, auch ihren Mittagsschlaf im Klassenraum zu halten.

Die Klassenräume haben je zwei große Fenster und sind daher hell und freundlich. Sie sind zudem mit Lampen ausgestattet, sodass auch in den dunklen Jahreszeiten gutes Licht vorhanden ist. Die Wände und Decken sind weiß gestrichen, was für zusätzliche Helligkeit sorgt. Die Sanitäranlagen wurden renoviert, eine Dusche und zwei Waschbecken wurden eingebaut, sodass eine gewisse Körperhygiene für alle Kinder gewährleistet ist. Ein betonierter Pausenhof ermöglicht jetzt sowohl Sportunterricht, als auch klassenübergreifende Aktivitäten und Unterricht im Freien.

Vom Dorfkomitee wurde ein Hausmeister angestellt, um die Anlage in Ordnung zu halten.

80% der Gewerke wurden von einheimischen Handwerkern umgesetzt, 20% der Gewerke von Fachleuten aus Kathmandu, weil die Handwerker vor Ort in diesen Techniken nicht ausgebildet sind (Maler und Lackierer, Innenausbauer, Elektriker). Der größte Teil der Spendengelder kommt so in doppeltem Sinne der Region Bhorle zu Gute.

Während der Bauzeit gab es keine Verletzen!

Am 13.5.2016 wurde die Bauabnahme ohne Beanstandungen durch den Distrikt Rasuwa erteilt.

Die Schule ist in den Besitz der Regierung/ Distrikt Rasuwa/ Schulkomitee Bhorle übergegangen. Die Unterhaltskosten/Schulaufsicht obliegen dem Distrikt.

Zur Eröffnung der Schule ist kein Mitglied des Distrikts erschienen, obwohl dies zugesagt war. Politiker, die an der Eröffnung teilnehmen wollten, haben wir nicht zugelassen, weil im Vorfeld von politischer Seite keinerlei Interesse an dem Projekt bestand und die Teilnahme erfahrungsgemäß nur zur eigenen Profilierung ausgenutzt worden wäre.

Bauleiter Ram Kumar Tamang von NHEFoN hat vier Monate lang in Bhorle gelebt.

Er hat:

  • die Arbeiten täglich kontrolliert, die Einhaltung der Baupläne verantwortet

  • die Mitarbeiter eingewiesen und ihre Leistungen kontrolliert

  • ungeeignete Mitarbeiter entlassen (Alkoholkonsum vor und während der Arbeit waren hier die Gründe)

  • leistungsbezoge Entlohnung eingeführt

  • die Lohnauszahlungen, die Materialbeschaffung und Bezahlung kontrolliert und abgewickelt

  • die Verbindungen zu Schulkomitee und Lehrerschaft gepflegt, die Abwicklung für alle Beteiligten transparent gemacht und sich fortlaufend mit ihnen ausgetauscht

  • regelmäßigen Informationsaustausch mit Gecotec e.V. und EcoSur geführt

  • die Abschlussrechnung erstellt und Gecotec vorgelegt, die Abrechnung dem Finanzamt in Kathmandu zur Prüfung eingereicht

Mit dieser Art der Bauleitung hat er sicher für Nepalische Verhältnisse neue Wege eingeschlagen und würde auch manchem Deutschen oder Schweizer Bauprojekt guttun. Neue Freunde konnte er so sicher nicht gewinnen aber dafür den uneingeschränkten Respekt aller Beteiligten.

Fazit und Kritik

Das gemeinsame Unternehmen von NHEFoN und Gecotec e.V, in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Verein EcoSur, im Distrikt Rasuwa- Bhorle eine zerstörte Schule in guter erdbebensicherer Qualität wieder aufzubauen, ist zu 100% geglückt! Die beharrliche Zusammenarbeit aller Verantwortlichen, nicht zuletzt die große und schnelle finanzielle Unterstützung durch Spender und Stiftungen, haben aus einem Projekt ein handfestes Ergebnis werden lassen.

Sicher ist, ohne unseren Partner Ram Kumar Tamang/ NHEFoN, hätten wir es in dieser Qualität und in diesem Zeitraum nie geschafft. Danke Ram!

Das Ergebnis ist schon während der Bauzeit von vielen NGO´s begutachtet und als herausragend beurteilt worden. Die Bevölkerung und das Lehrerkollegium haben die neue Schule mit Stolz angenommen. Schließlich haben alle Beteiligten zum Gelingen beigetragen. Sie sehen den Unterschied für die Kinder und sie erleben die Schule als einen neuen Mittelpunkt in dem ansonsten sehr zersiedelten Dorf.

Ihre eigenen Behausungen, die zu 90% immer noch zerstört sind, sind noch weit davon entfernt menschenwürdig zu sein.

Wir sind betroffen von der allgemeinen Situation in den Erdbebengebieten:

Ca. vier Milliarden Euro liegen auf Regierungskonten. Größere NGO´s wurden praktisch durch die Regierung enteignet und mussten ihre Spenden auf Regierungskonten parken.

Abgelegene Dörfer, die wir durchwandert haben, haben bis heute noch keinerlei Unterstützung bekommen. Hier geht es nicht nur um Geld sondern auch um konkrete Anleitung, wie aus dem Chaos wieder landesübliche, menschenwürdige Unterkünfte werden sollen, Wasserleitungen saniert werden, Erdrutsche eingeschätzt werden, zerstörte Felder neu gefasst werden.

Erbebensicheres Bauen ist für die meisten Menschen erst das Sahnehäubchen auf dem ganzen Prozess und spielt nach unserer Erfahrung für die arme Bergbevölkerung keine wirkliche Rolle. Sie liegt aber trotzdem in der Verantwortung der Regierung für ihre Bevölkerung.

Die Regierung hat 5000 Ingenieure eingestellt, wir haben nicht von einem gehört der die Menschen in den Dörfern besucht hat, um konkret zu planen und zu helfen.

Neben den Toten, die durch das Beben zu beklagen sind, spricht niemand von den Toten, die durch die Folgen des nicht funktionierenden Wiederaufbaus gestorben sind.

Ursachen hierfür sind der extrem kalte Winter ohne Dach über dem Kopf, zerstörte Wasserleitungen, in Folge dessen verschmutztes Wasser, Fäkalien im Wasser, weil die Toiletten fast alle zerstört sind, Mangelernährung durch zerstörte Felder. Die Regenzeit im letzten Jahr hat Infektionen und Lungenerkrankungen sehr verstärkt.

Es gibt Berechnungen, nach denen mehr Menschen an den indirekten Folgen des Bebens gestorben sind, als am Beben selber. Vor allem in den Bergregionen.

Wir wissen, dass wir zu einer der ersten NGO´s gehören die in der Bergregion Langtang ein bleibendes Gebäude in dieser Qualität erstellt haben. Die in der ersten Nothilfe erstellten Schul-und Wohngebäude werden wohl in ganz vielen Fällen zur Dauereinrichtung. Die Motivation der Hilfsorganisationen, weiter in Nepal zu helfen, wird erheblich auf die Probe gestellt.

Einige Gründe hierfür sind:

  • das fehlende gemeinsame Konzept der Regierungsparteien, wie die Hilfe eingesetzt werden soll

  • die offensichtlichen Schikanen der Baubehörden, die wir ja auch erlebt haben

  • die unkoordinierten Zuständigkeiten

  • die allgegenwärtigen Seilschaften die eigene Interessen über die Anderer stellen, die Kastenzugehörigkeit über Fachlichkeit erheben

  • sicher auch die oft religiöse Grundeinstellung, Dinge eher hinzunehmen, als sich aktiv aufzulehnen, Schicksal als Götterbotschaft zu sehen, das nächste Beben als Strafe oder Prüfung anzunehmen. Vielleicht Gründe dafür, dass es in Nepal keine Aufstände gibt und die Menschen sich sehr in ihr Schicksal fügen, besonders die Armen der unteren Kasten.

Aber trotz dieser erlebten Schwierigkeiten, die auch benannt werden müssen, haben wir gemeinsam in der gelungenen Kombination aus Deutsch/Schweizer Genauigkeit, Zielstrebigkeit, fachlicher Kompetenz, der notwendigen nepalischen Gelassenheit und auch einem Stück Gottvertrauen, für diese 85 Kinder genau das Richtige getan.

Die Entwicklung Nepals liegt uns am Herzen, aber es ist eben die Entwicklung Nepals. Wir haben das Tempo zu respektieren.

Anne Peter - Präsidentin, Gecotec e.V. und
Jan Keijsers - Nepalbeauftragter, Gecotec e.V.